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Wissenswoche "Mobilität im Daterausch"
Eine bewusste und aktive Steuerung des Straßenverkehrs hebt einige Wettbewerbsnachteile des öffentlichen Verkehrs gegenüber dem Autoverkehr auf: Längere Fahrtzeiten, höher wahrgenommene Fahrtkosten und die Randstellung im Straßenraum gehören der Vergangenheit an.
Durch kommunale Mobilitätspässe, systematische Parkraumbewirtschaftung (insbesondere in den verdichteten Räumen) sowie die Aufwertung von Straßenräumen zur vorrangigen Nutzung durch den Umweltverbund nutzen die Menschen selbstverständlich den ÖPNV, fahren Rad, gehen zu Fuß und wollen die neu gewonnene Lebensqualität in den Städten, Ortsmitten und Gemeinden nicht mehr missen.
Die deutsche Verkehrspolitik der vergangenen Jahrzehnte war in nahezu allen Bereichen auf die Belange des motorisierten Individualverkehrs (MIV) ausgerichtet. So waren die Kostensteigerungen für die nutzungsabhängigen Kosten des MIV in den letzten Jahrzehnten regelmäßig geringer als die für Fahrkarten im öffentlichen Verkehr. Zudem sind die Parkgebühren für Pkw im Vergleich zu deren Platzverbrauch und der daraus resultierenden Einschränkung der Flächenverfügbarkeit und Aufenthaltsqualität vielfach noch deutlich zu niedrig. All dies verstärkt den Anreiz, den eigenen Pkw gegenüber dem ÖPNV zu bevorzugen. Auch ist Parken weiterhin fast überall erlaubt, oft genug zu Lasten der Verkehrsträger im Umweltverbund sowie der unmittelbar dadurch betroffenen Anwohnerinnen und Anwohner. Denn wo Autos parken, ist weniger Platz für Fußgängerinnen und Fußgänger, Fahrradfahrerinnen und -fahrer oder Grünflächen. Weil dem öffentlichen Verkehr auch auf den Straßen oft zu wenig Raum zur Verfügung steht, führen die daraus resultierenden Behinderungen durch andere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu niedrigen Durchschnittsgeschwindigkeiten der Busse und Straßenbahnen.
Als Ergebnis sind Staus im Straßenraum die Regel, verbunden mit hoher Flächeninanspruchnahme und Einschränkungen für die Aufenthalts- und Lebensqualität der Menschen. Für den ÖPNV bedeutet dies gleichzeitig weniger Fläche, geringe Bevorrechtigung und längere Fahrzeiten.
Die Bevorrechtigung des öffentlichen Verkehrs ist von zentraler Bedeutung – sowohl als Anreiz zur Nutzung (Reisezeitvorteile, Pünktlichkeit und Verlässlichkeit) als auch zur Minimierung der Betriebskosten (effizientere Umläufe). Der öffentliche Verkehr soll daher gestärkt werden, indem zusätzliche Mittel für den Ausbau des Angebots durch die Intensivierung des Parkraummanagements und die Einführung kommunaler Mobilitätspässe generiert werden.
Zugleich können damit verstärkt Anreize für eine Verkehrsverlagerung gesetzt werden. Darüber hinaus soll mehr Platz für den ÖPNV geschaffen werden, indem der Straßenraum neu aufgeteilt wird. Damit und mit weiteren Maßnahmen, wie intelligenter Verkehrssteuerung und Zuflussdosierung, soll der ÖPNV gestärkt und für mehr Lebens- und Aufenthaltsqualität in den Städten und Gemeinden gesorgt werden.
Die Stadt Ludwigsburg hat 2020 entschieden, ihre ersten zwei Busspuren einzuführen. Auf einer Länge von ca. 1,3 km werden Autospuren für den ausschließlichen Busverkehr umgewidmet, der dadurch wesentlich beschleunigt wird. Im Falle von erhöhtem Stauaufkommen durch die fehlende Autospur soll eine neue digitale Ampeltechnik zur effizienteren Verkehrssteuerung eingeführt werden. Einzig Radfahrenden ist die Nutzung der Busspur auf einem begrenzten Abschnitt erlaubt, an dem es keinen ausgewiesenen Radweg gibt. Die neuen Busspuren sollen kurzfristig und kosteneffizient umgesetzt werden: aufgrund der Umwidmung des Straßenraums wird mit einem geringen Aufwand und Kosten von lediglich 20.000 Euro gerechnet. Und weitere Busspuren sollen folgen.