Ein Kind spielt mit einer Modelleisenbahn, ein Kind mit einer Carrerabahn, ein Kind fährt auf einem Dreirad. Dem Vater geht ein Licht auf. Er sagt: Wie toll wird das erst, wenn wir alles miteinander kombinieren.
Foto: Jonas Raeber/Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg

ÖPNV-Strategie 2030

Handlungsfeld 9: Organisation und Strukturen

Bis 2030 will Land mit einer sachgerechten und effektiven Organisation und ebensolchen Strukturen den verkehrlichen Herausforderungen gerecht werden.

Zielbild 2030

Sachgerechte und effektive Organisation und Strukturen, die den verkehrlichen Herausforderungen gerecht werden, tragen maßgeblich dazu bei, dass die Nachfrage im ÖPNV bis 2030 verdoppelt werden konnte und dieser landesweit zu einer vollwertigen Alternative zum privaten Pkw geworden ist. In diesen systematisch weiterentwickelten Strukturen haben sich die Verkehrsunternehmen und Verkehrsverbünde zu starken Mobilitätsdienstleistern und die Aufgabenträger zu kompetenten Steuerungseinheiten fortentwickelt, die mutig und innovativ ihre jeweiligen Aufgaben für die Verkehrswende angehen. Am sinnvollen Prinzip der dezentralen Aufgabenverantwortung wird dabei grundsätzlich festgehalten. Aufgabe des Landes ist die Festlegung übergeordneter Ziele und inhaltlicher wie planerischer Leitplanken. Daneben sind zentrale Strukturen des Landes zur Unterstützung der regionalen Akteurinnen und Akteure sowie bei landesweit einheitlichen Aufgaben eingerichtet. 

Ausgangslage

Der ÖPNV in Baden-Württemberg wird getragen von einer Vielzahl an Akteurinnen und Akteuren. Dies sind v. a. 44 Aufgabenträger, 21 Verkehrsverbünde und viele Verkehrsunternehmen. Historisch sind dabei Strukturen gewachsen, die große Fortschritte waren, aber den neuen Herausforderungen des Klimaschutzes, der Digitalisierung oder der intermodalen Vernetzung sowie sich verändernder Mobilitätsströme und Fahrgasterwartungen teils nicht mehr effektiv und effizient gerecht werden können. Auch fehlt es an landesweit abgestimmten Planungsgrundlagen, einer gemeinsamen Datenstrategie und Möglichkeiten zur geschützten Entwicklung und Erprobung von akteursübergreifenden Innovationen zur Durchführung und Unterstützung von öffentlichen Mobilitätsangeboten.

Die heutigen teilweise sehr kleinteiligen Strukturen erschweren daher häufig die Entwicklung von neuen, technisch anspruchsvollen oder groß angelegten Ansätzen. Und auch die Effizienz der Zusammenarbeit zwischen allen Beteiligten lässt sich noch weiter ausbauen, etwa durch Schaffung geeigneter Austauschformate, aber auch durch die klare Zuordnung und somit auch Abgrenzung der Verantwortlichkeiten zwischen den verschiedenen Ebenen und Organisationen. Die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) soll nach den Zielen des Koalitionsvertrags 2021 zur fachlichen Unterstützung der Akteurinnen und Akteure vor Ort in Fragen des ÖPNV durch themenspezifische Kompetenzcenter ausgebaut werden. Um den starken Angebotsausbau schnell und effizient voranzutreiben, braucht es jedoch weitere zentrale Unterstützungsleistungen. 

Ansatzpunkte

Um den wachsenden Herausforderungen an leistungsfähige und innovative Organisationsstrukturen zur Verdopplung des ÖPNV bis 2030 gerecht werden zu können, soll die Verbündelandschaft zu integrierten und leistungsfähigen Mobilitätsverbünden weiterentwickelt werden. Verkehrsunternehmen, Verbünde und Aufgabenträger sollen dabei unterstützt werden, ambitionierte Projekte voranzutreiben und innovative Ansätze und expansive Projekte zur Stärkung des ÖPNV umzusetzen.

Die Hilfestellung für kommunale Aufgabenträger und die weiteren regionalen und lokalen Beteiligten soll – wo sinnvoll – durch Angebote bei der Planung und Umsetzung des ÖPNV-Ausbaus noch stärker ausgebaut werden. Fortbildungsangebote und Netzwerke können dabei eine ständige Weiterbildung der Akteurinnen und Akteure sowie deren regelmäßigen Austausch untereinander stärken. 

Augewählte Maßnahme

Gute Beispiele:
Mobilität aus einer Hand

Um den Kundinnen und Kunden Mobilität aus einer Hand bieten zu können, entwickeln sich die Verkehrsverbünde von ihrer früheren Rolle als Tarifgemeinschaften hin zu Mobilitätsverbünden, die ihr Serviceangebot erweitern und entsprechend den räumlichen Gegebenheiten mit anderen Mobilitätsanbietern kooperieren. Diese Ausweitung bis hin zur Integration verbessert aus Kundensicht die Umstiegsmöglichkeiten, Beauskunftung oder tarifliche Aspekte.

Für diese Evolution lassen sich bereits im ganzen Land Beispiele von Kooperationen für intermodale Mobilität zwischen dem klassischen ÖV, Carsharing-, Leihfahrrad- und sogar Elektrotretroller- Anbietern finden. Um verschiedene Mobilitätsangebote zentral zu beauskunften, zu buchen und abzurechnen, koordiniert z. B. der Karlsruher Verkehrsverbund (KVV) im Modellprojekt regiomove den Zusammenschluss öffentlicher und privater Mobilitätsanbieter. Das Netzwerk der Mobilitätspartner KVV, nextbike und stadtmobil ermöglicht damit ÖPNV-Kundinnen und -Kunden eine digitale und lückenlose Routenplanung, Buchung und Bezahlung aus einer Hand. Ab Oktober 2021 entstehen erste Mobilitäts-Ports, an denen ein unkomplizierter Wechsel zwischen den Verkehrsträgern möglich ist. Der Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) kooperiert ebenfalls mit dem stationsbasierten Leihfahrrad-Anbieter nextbike. Diese Kooperation enthält auch eine tarifliche Komponente, Abokund:innen einer VRN Halbjahres- oder Jahreskarte erhalten einen Vorzugspreis bei Abschluss einer nextbike-Flatrate und profitieren davon, dass sie die Leihfahrräder innerhalb des VRN-Gebietes städteübergreifend zurückgeben können. Im Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart (VVS) kann mit der polygo-Card nicht nur das VVS-Abo als eTicket hinterlegt werden, sondern die Karte dient auch als Schlüssel für E-Ladesäulen, Leihfahrräder an RegioRad-Stationen und Carsharing-Angebote. Zudem erhalten Karten-Inhaber:innen ebenfalls Vergünstigungen bei der Nutzung von Angeboten der Mobilitätspartner.

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