Auf einer digitalen Karte ist ein Teil des Straßennetzes gelbmarkiert. Ein weißer Marker kennzeichnet eine Position.
Foto: AdobeStock/VFX

Landesweites Verkehrsmodell

Digitales landesweites Verkehrsmodell

Ein Verkehrsmodell für ganz Baden-Württemberg soll die Mobilitätswende simulieren.

Digitale Verkehrsmodelle sind ein wichtiges Werkzeug der Verkehrsplanung. Sie werden eingesetzt, um vorhandene Zustände in einem Verkehrsnetz zu rekonstruieren und um die Wirkungen zukünftiger Entwicklungen oder geplanter verkehrlicher Maßnahmen abzuschätzen. Im Auftrag des Ministeriums für Verkehr Baden-Württemberg entsteht derzeit erstmalig ein landesweites digitales Modell zum Geschehen auf Straße und Schiene. Es soll Planungs- und Infrastrukturentscheidungen mit Simulationen und Prognosen unterstützen. Unterschiedliche Akteure des Verkehrssektors können davon profitieren.

Bislang sind in Baden-Württemberg nur lokale oder regionale Verkehrsmodelle in der Anwendung. Das Digitale Landesweite Verkehrsmodell (LVM-BW) soll die bestehenden Lücken schließen. Zudem verfolgt das Ministerium mit dem neuen Verkehrsmodell das Ziel, die Annahmen für Verkehrsprognosen, etwa zum Infrastrukturausbau oder zum individuellen Mobilitätsverhalten, noch besser in digitaler Form landesweit aufeinander abzustimmen. So soll die Vergleichbarkeit und Übertragbarkeit von Simulationsergebnissen erhöht werden.

Die Arbeiten am LVM-BW begannen im Sommer 2022. Die Grundzüge des Modells werden bis Ende 2024 fertiggestellt sein. Das Projekt wird aus Mitteln der Digitalisierungsstrategie des Landes Baden-Württemberg finanziert.

Grundlage des LVM-BW ist ein digitaler Zwilling der Verkehrsinfrastruktur und ausgewählter weiterer Infrastrukturmerkmale. Daten unterschiedlichster Quellen werden dazu in einem Netzmodell zusammengeführt.

Im fertigen Ausbauzustand des Modells können zeitliche Prognosehorizonte genauso wie Annahmen zur Verkehrsmittelverfügbarkeit oder zu Transportkosten für Simulationen gewählt werden.

Ein umfassendes Verkehrswendeszenario

Das Ministerium für Verkehr lässt für die erste Ausbaustufe des LVM-BW ein umfassendes Verkehrswendeszenario simulieren. Neben ambitionierten Annahmen zum Infrastrukturausbau und zur Marktdurchdringung emissionsfreier Antriebe werden hierin auch Präferenzänderungen von Verkehrsteilnehmenden zu Gunsten einer Verlagerung des Mobilitätsverhaltens auf den Umweltverbund modelliert.

Der Output des Modells umfasst in einem ersten Schritt die Verkehrsnachfrage:

  • Wegezahl im Personenverkehr differenziert als Modal Split
  • Wegezahl im Güterverkehr differenziert nach Fahrzeugklassen
  • Fahrzeugkilometer je Netzelement

Hauptanwendungsfall des Modells soll es jedoch sein, die Auswirkungen dieser Verkehrsmengen und damit auch die Umwelteffekte planerischer Entscheidungen bewerten zu können. In einem zweiten Verarbeitungsschritt liefert das Modell auf der Ergebnisseite deshalb auch Schadstoffemissionswerte differenziert nach Treibhausgasen und Luftschadstoffen wie Stickoxide. Zudem umfassen die Ergebnisse des LVM-BW zu erwartende Erlöse und Betriebskosten im Öffentlichen Verkehr.

Ein Modell für öffentliche Aufgabenträger und die Forschung

Ziel ist, dass öffentliche Aufgabenträger auf den verschiedenen institutionellen Ebenen und die Forschung Zugriff auf das Modell erhalten. Typische Anwender sind damit neben dem Ministerium für Verkehr selbst, Regierungspräsidien, Regionalverbände, Kommunen, Verkehrsverbünde sowie deren beauftragte Büros genauso wie Studierende und Wissenschaft.

Nach Abschluss des Aufbauprojektes geht das fertige Modell ins Eigentum des Landes über. Der volle Wert des Modells wird sich auf Jahre hinweg erst durch viele weitere Simulationen mit unterschiedlichen räumlichen und lokalen Zuschnitten entfalten.

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