Karikatur "Der nächste Bus kommt in 15 Minuten".
Foto: Jonas Raeber

ÖPNV-Strategie 2030

Handlungsfeld 1: Leistungsangebot

Allzeit mobil mit dem öffentlichen Verkehr in ganz Baden-Württemberg

Zielbild 2030

Das ÖPNV-Angebot ist landesweit substanziell ausgebaut und verdichtet. In den Verdichtungsräumen ist bei Bus und Bahn zu gängigen Verkehrszeiten mindestens ein Viertelstundentakt die Regel. In der Fläche kommt man zu diesen Tageszeiten mit dem ÖPNV grundsätzlich im Halbstundentakt nahezu überall hin. Die bedarfsgesteuerten Angebotsformen spielen hierbei eine wichtige Rolle. Gerade in Räumen und zu Zeiten schwacher Verkehrsnachfrage können diese Verkehre den klassischen ÖPNV wirtschaftlich tragfähig und ökologisch sinnvoll ergänzen.

Auf diese Weise wird die landesweit eingeführte Mobilitätsgarantie im Öffentlichen Verkehr flächendeckend gesichert. Mit dem ÖPNV kommt man schnell, pünktlich und zuverlässig ans Ziel.

Ausgangslage  

Bereits seit Jahren arbeiten Landesregierung und Akteurinnen und Akteure vor Ort intensiv daran, den ÖPNV auszubauen, um dadurch aktiv und mit Nachdruck auf die Verkehrswende hinzuwirken. Dies erfolgt im Rahmen der individuellen Möglichkeiten aktuell jedoch noch unterschiedlich intensiv, so dass Fahrgäste noch längst nicht flächendeckend das notwendige attraktive Angebot erhalten, um sie als dauerhafte ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer gewinnen zu können.

Die Netzdichte in Baden-Württemberg ist zwar bereits überwiegend hoch, so dass Strecken und Haltepunkte größtenteils vorhanden sind. Die Fahrplandichte hingegen hat, gerade in der Fläche, insgesamt noch starkes Ausbaupotenzial, was sich besonders im Vergleich mit raumstrukturell ähnlichen, nahegelegenen Regionen in Österreich und der Schweiz zeigt (vgl. Ergebnisse des ÖPNV-Reports BW): Der ÖPNV fährt bei uns noch nicht häufig genug und wird an Wochenenden und zu Tagesrandzeiten vielerorts zudem stark reduziert. Das Angebot ist häufig noch zu langsam und nicht verlässlich genug. Auch sind die verschiedenen Verkehrsmittel oft noch nicht oder nicht verlässlich genug aufeinander abgestimmt, z. B. der Zubringerbus zum Bahnhof und der Regionalzug.

Daher ist für viele Menschen der öffentliche Verkehr gerade in ländlichen Räumen noch keine selbstverständliche Verkehrsmittelwahl für Alltags- und Freizeitwege – Bus und Bahn sind dort noch längst keine attraktive, verlässliche und in den Köpfen präsente Alternative zum eigenen Auto. Es fehlt oft an durchgehenden, aufeinander abgestimmten sowie anschlussgesicherten Verkehrsangeboten, die durchgehende Reiseketten ergeben.  

Ansatzpunkte

Nur bei einem attraktiven, verlässlichen, vertakteten und leicht zugänglichen Angebot werden deutlich mehr Menschen auf Busse und Bahnen umsteigen. Daher soll das Angebot im ÖV landesweit nach räumlich differenzierten, hochwertigen, auf die einzelnen Verkehrsträger zugeschnittenen Standards ausgestaltet werden. Für die Fahrgäste in den Ballungsräumen ebenso wie in der Fläche heißt dies wochentags und gerade auch am Wochenende deutlich dichtere Takte von Bussen und Bahnen sowie bessere Verbindungen nach den Prinzipien des integralen Taktfahrplans.

Dank einer Bevorrechtigung des ÖV gegenüber anderen Verkehrsträgern im städtischen Raum, soll der öffentliche Nahverkehr zum zentralen Verkehrsmittel einer schnellen, pünktlichen, zuverlässigen, integrierten und nachhaltigen Mobilität weiterentwickeln werden.

Augewählte Maßnahme

Gutes Beispiel: „Landbus Unterland“ (Österreich)

Der „Landbus Unterland“ ist Teil des Verkehrsverbunds Vorarlberg und betreibt mehr als 30 Linien in ländlichen Räumen, die insgesamt 24 Gemeinden in Österreich sowie einige in Deutschland (Lindau, Scheidegg, Niederstaufen) und der Schweiz (Heerbrugg) miteinander verbinden. Auf den meisten dieser Linien wird unter der Woche tagsüber ein 30-Minuten-Takt angeboten, der eng mit den Fahrplänen von anderen Regionalbussen, Stadtbussen und Bahnlinien verzahnt ist. Zwischen 2000 und 2018 wurde das Angebot kontinuierlich von 2,6 Mio. auf 5,6 Mio. Jahres-km ausgebaut. Die Nachfrage ist dabei dem verbesserten Angebot gefolgt: im selben Zeitraum haben sich die Fahrgastzahlen mehr als verdoppelt und erreichten 2018 den neuen Höchststand von 14,6 Mio. Fahrgästen. Zur Beliebtheit des „Landbusses Unterland“ trägt neben dem attraktiven Angebot auch ein modernes Image bei. Alle einheitlich gestalteten Fahrzeuge sind mit kostenlosem WLAN ausgestattet, und seit Anfang 2020 können die Anrufbusse auch per mobiler App gebucht werden.

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