Der deutsche ÖPNV verzeichnet 2024 rund 9,8 Milliarden Fahrgäste – 300 Millionen mehr als im Vorjahr. Dennoch bleibt das Niveau unter dem Rekordjahr 2019 mit 10,4 Milliarden. Die wirtschaftliche Lage der Verkehrsunternehmen bleibt angespannt, da die Fahrgeldeinnahmen durch das Deutschland-Ticket sinken und die Personalkosten um rund elf Prozent gestiegen sind.
„Die gute Nachricht zuerst: Es fahren erneut mehr Menschen mit dem ÖPNV. Die sich fortsetzende Erholung am Fahrgastmarkt, die in erster Linie dem Deutschland-Ticket zu verdanken ist, hat aber auch eine erhebliche Schattenseite: Denn durch das preislich sehr attraktive Deutschland-Ticket kaufen die Kundinnen und Kunden immer seltener andere Ticketangebote, sodass unsere Einnahmen in diesen Segmenten im Vergleich zum Vorjahr um 3,2 Milliarden Euro zurückgegangen sind“, erklärt VDV-Präsident Ingo Wortmann. „Hinzu kommen die mit rund elf Prozent im letzten Jahr deutlich gestiegenen Personalkosten. Dies sowie die angespannte Haushaltslage in den Kommunen führt insgesamt dazu, dass sich die wirtschaftliche Lage des deutschen ÖPNV immer weiter zuspitzt.“
Deutschland-Ticket: 13,5 Millionen Nutzer, keine Kündigungswelle
Aktuell nutzen 13,5 Millionen Menschen das Deutschland-Ticket, das Jobticket stagniert bei 20 Prozent. Wortmann erklärt: „Das Branchenziel waren 15 Millionen Deutschland-Tickets zum Ende des Jahres 2024. Dieses Ziel haben wir um zehn Prozent bzw. 1,5 Millionen Tickets verpasst. Der entscheidende Grund dafür ist, dass viele Unternehmen und Organisationen noch immer zögern, in das für ihre Mitarbeitenden preislich attraktive Deutschland-Ticket Job zu wechseln. Das ist nachvollziehbar, denn der Fortbestand des Deutschland-Tickets ab 2026 ist gänzlich unklar, weil es keine langfristige Finanzierungszusage des Bundes gibt.“
Die Preiserhöhung auf 58 Euro führte nicht zu einer Kündigungswelle. „Wir sehen definitiv keine Kündigungswelle durch die Preiserhöhung. Ein Preisanstieg um fast 20 Prozent führt zwar naturgemäß dazu, dass Kunden auch deswegen das Deutschland-Ticket kündigen. Aber der Jahreswechsel ist schon immer ein Zeitpunkt gewesen, an dem Kundinnen und Kunden ihre Verträge danach prüfen, wo sie gegebenenfalls etwas sparen können“, so Wortmann.
Finanzierungslücke wächst
Die Einnahmeverluste durch das Deutschland-Ticket betrugen 2024 mindestens 3,45 Milliarden Euro. Wortmann betont: „Im ersten vollständigen Jahr des Deutschland-Tickets bestätigt sich das, was wir als Branche von Beginn an prognostiziert haben: Die von Bund und Ländern jährlich zur Verfügung gestellten drei Milliarden Euro werden dauerhaft nicht ausreichen, um den Verlust der Branche auszugleichen. Man darf auch den Ticketpreis nicht weiterhin überproportional erhöhen, denn sonst springen zu viele Kundinnen und Kunden ab, weil es preislich zu unattraktiv wird.“