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Ein Jahr Deutschlandticket

Der VDV zieht eine gemischte Bilanz zum Deutschlandticket: Es ist extrem beliebt, führt aber zu Einnahmeverlusten bei den Verkehrsunternehmen.

Am 1. Mai 2023 wurde mit dem Deutschlandticket (D-Ticket) erstmals ein bundesweit gültiger Fahrschein für den öffentlichen Nah- und Regionalverkehr eingeführt. Nach einem Jahr hat der VDV (Verband Deutscher Verkehrsunternehmen) eine gemischte Bilanz gezogen. Das Ticket wird sehr gut nachgefragt und erfreut sich bei den Nutzer:innen großer Beliebtheit, allerdings führt es auch zu deutlichen Einnahmeverlusten bei den Verkehrsunternehmen.

D-Ticket verkauft sich gut

Durchschnittlich hatte das D-Ticket 11,2 Millionen Abonnent:innen und war bei diesen extrem beliebt. Immerhin 76 Prozent der Besitzer:innen haben vor, das D-Ticket dauerhaft zu behalten, 95 Prozent der Nutzer:innen sind mit dem Ticket zufrieden und vier von fünf Nutzer:innen würden es weiterempfehlen. 53 Prozent der Nutzer:innen fahren häufiger mit Bus und Bahn als zuvor, 16 Prozent lassen das Auto öfter stehen.

Die Abonnent:innen des D-Tickets kommen vor allem aus urbanen Räumen, nur 21 Prozent stammen aus ländlichen Räumen. Es wird zu gleichen Teilen von Menschen mit geringen und hohen Einkommen genutzt. Ein gutes Drittel der Nutzer:innen und damit die größte Gruppe ist zwischen 14- bis 29-jährigen.

Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann zog eine Bilanz: „Das Deutschlandticket hat die Nutzung des ÖPNV radikal vereinfacht und attraktiv gemacht“, sagte der Minister laut der Schwäbischen Zeitung. „Die Verkaufszahlen liegen deutlich höher als ursprünglich erwartet und die Fahrgastzahlen insbesondere im Schienenverkehr des Landes liegen inzwischen über dem schon hohen Niveau von 2019.“ Daran zeige sich der Erfolg des Angebots.

Langfristige Finanzierung noch offen

Die Frage, wie das D-Ticket langfristig finanziert werden kann, ist allerdings noch offen. Der Bund und die Länder stellen in diesem und im kommenden Jahr jeweils rund 1,5 Milliarden Euro bereit. Zusätzlich soll Restgeld in Höhe von 700 Millionen Euro, das im vergangenen Jahr nicht aufgebraucht wurde, weil das Ticket erst im Mai eingeführt wurde, in dieses Jahr übertragen werden. Der VDV rechnet aber allein in diesem Jahr mit tatsächlichen Kosten in Höhe von 4,1 Milliarden Euro.

Stefanie Haaks, Vorsitzende des VDV-Wirtschaftsausschusses und Vorstandsvorsitzende der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB): „Für unsere Kunden ist das Deutschlandticket ein Erfolg und es hat einen positiven Effekt auf unsere Kundenentwicklung – auf der Einnahmeseite jedoch nicht. Das liegt daran, dass die meisten Abonnentinnen und Abonnenten aus zuvor deutlich teureren Abo-Verträgen oder aus dem Bartarif zum günstigeren D-Ticket gewechselt sind. Bei vielen Verkehrsunternehmen – auch bei der KVB – ist die Zahl der Fahrgäste zwar durch das Deutschlandticket deutlich gestiegen, die Einnahmen dagegen sind ebenso deutlich gesunken.“

Den Preis für das D-Ticket im Jahr 2025 wollen die Länder nach dem Sommer festlegen. Auf Basis von Prognosen zu Verkaufszahlen und der Kostenentwicklung werde man rechtzeitig in der zweiten Jahreshälfte einen Ticketpreis bestimmen, beschlossen die Landesverkehrsminister auf ihrer Konferenz Mitte April in Münster. Auch weil der Bund sich nicht festgelegt habe, wie er über 2025 hinaus das bundesweite Nahverkehrsticket unterstützt, könne man Regeln zur weiteren Preisentwicklung nicht klären.

Die Länder wollen die Regelung beibehalten, nach der Bund und die Länder die Kosten für den Zuschuss zum D-Ticket je zur Hälfte übernehmen. Der Bund ist dazu aber bislang nicht bereit. Die Länder und die Verkehrsunternehmen fürchten, mit dem Ticket auf Dauer große Verluste einzufahren.

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