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Barrierefreie, seniorengerechte Mobilitätswende

Bei einer Veranstaltung in der Evangelischen Akademie Bad Boll wurden Handlungsperspektiven für eine gerechtere Mobilität in Baden-Württemberg entwickelt.

Mit über 70 Teilnehmer:innen war die zweitägige Veranstaltung „Mobilitätswende gerecht gestalten für Menschen mit Behinderung und Seniorinnen und Senioren“ des Verkehrsministeriums und der Evangelischen Akademie Bad Boll am 14. und 15. September 2023 ein voller Erfolg. Die intensive Podiumsdiskussion, die spannenden Impulse und die sich anschließenden Workshopsessions mit Vertreter:innen aus Politik, Verwaltung, Sozial- und Wohlfahrtsverbänden und Kommunen haben unterschiedliche Perspektiven und Anforderungen an eine inklusive und seniorinnengerechte Mobilität aufgezeigt.

Die Teilnehmer:innen haben über folgende vier Themenschwerpunkte diskutiert:

  1. Barrieren und Hindernisse im öffentlichen Raum beseitigen
  2. Informationen im öffentlichen Raum zugänglicher gestalten
  3. Digitalisierung als Schlüssel für Mobilitätsmöglichkeiten nutzen
  4. Neue Mobilitätsangebote barrierefrei entwickeln

Aus den Diskussionsergebnissen wurden folgende vier Handlungsperspektiven für Baden-Württemberg abgeleitet:
 

Über alle Themenschwerpunkte hinweg zeigte sich die Notwendigkeit und Bedeutung, den Austausch zwischen den Akteuren zu intensivieren. Insbesondere bei der Gestaltung der Rahmenbedingungen der Mobilität, beispielsweise bei gesetzlichen Regelungen, bei der Entwicklung neuer Angebote wie Ladesäulen und Anforderungen an Infrastruktur und Fahrzeuge.

Die Tagung war dafür ein guter Auftakt. Jetzt muss der Austausch an verschiedenen Stellen fortgeführt werden: auf konkreter Praxisebene, aber beispielsweise auch für gemeinsame Statements zu Bundesgesetzen. Die kommunale Ebene (Verantwortliche, aber auch Umsetzerinnen und Umsetzer, Planerinnen und Planer, Behindertenbeauftragte) müsse zur Umsetzung der UN Behindertenrechtskonvention auf kommunaler Ebene aktiviert und eingebunden werden.

Um Einfluss auf die konkrete Gestaltung der Mobilität nehmen zu können muss eine Beteiligung von Verbänden an Planungsprozessen von Anfang an erfolgen (zum Beispiel bei der Entwicklung von technischen Lösungen oder Bestellungen bereits bei Erstellung des Lastenhefts). Die vielfältigen und unterschiedlichen Anforderungen behinderter Menschen sowie von Seniorinnen und Senioren müssen frühzeitig in Gestaltungsprozesse einfließen, um auch etwaige Interessenkonflikte auflösen zu können.

Verantwortliche in der Kommunalplanung sollten hinsichtlich der Gestaltungsansprüche für Zugänglichkeit sensibilisiert werden, zum Beispiel in Form von Erfahrungsparcours und Schulungen. Zudem sind Meldemöglichkeiten für Barrieren und das Etablieren von Kontrollmechanismen zur Überprüfung von Barrierefreiheit anzustreben. 

Bei der Frage digitaler Lösungen wurden Erwartungen an eine ideale App formuliert, die alle Angebote und Anforderungen vereint. Da die Vielfalt an Interessen und Bedürfnissen so jedoch nicht abbildbar ist, muss es das Ziel sein, Apps über Stadt- und Verbunds-Grenzen hinaus nutzen zu können einen Überblick über spezifische Apps zu erhalten, die es etwa für unterschiedliche Hilfs- und Informationsbedürfnisse gibt.

Die Voraussetzungen für eine flächendeckende Nutzungsmöglichkeit von Informationssystemen sind verfügbare Daten. Austausch, Transfer und Qualität von Daten ist zwischen verschiedenen Bereitstellern zu verbessern. Angebote müssen von Nutzerinnen und Nutzern her methodisch gestaltet werden, und spezifische Anforderungen an die Gestaltung sollen schon bei der Entwicklung mitgedacht werden.

Insgesamt bedarf es einer zugänglicheren Gestaltung von Informationen über digitale Systeme sowie im öffentlichen Raum. Das Zwei-Sinne-Prinzip ist dabei einzuhalten. Die Bedeutung von Auskünften und Assistenzen durch Menschen vor Ort, insbesondere für ältere Menschen und im ländlichen Raum, wurde betont. Eine Einrichtung zentraler Informationspunkte in jeder Kommune wäre ideal. Angesichts des Fachkräftemangels könnten hierfür auch gezielt Menschen mit Behinderung (und Praxiserfahrung) befähigt und ihnen gleichzeitig ein wertschätzender Arbeitsplatz geschaffen werden.

Insbesondere in Störungsfällen muss der Informationsfluss verbessert werden und ist auf die Zugänglichkeit von Umleitungen zu achten. Auch hier ist es wichtig menschliche Assistenz einzusetzen und zu sensibilisieren.

Den vollständigen Veranstaltungsbericht finden Sie hier .

Diese Veranstaltung war Teil einer Tagungsreihe, die 2023 bereits ein Empfehlungspapier für mehr Gerechtigkeit in der Mobilität für Kinder, Jugendliche und Familien hervorgebracht hat. 

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