Laut Landesverkehrsminister Winfried Hermann ist die Qualität im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) in Baden-Württemberg weiterhin auf Talfahrt, wie das aktuelle Qualitätsranking des Landes zeigt. Seit 2021 evaluiert das Ranking die Leistung der Betreiber der 32 Schienennetze im Land. Die Gesamtbewertung besteht aus fünf Einzelkriterien: Die Pünktlichkeit, die Zuverlässigkeit und die Gesamtzufriedenheit der Fahrgäste fließen mit einer Gewichtung von jeweils 25 Prozent in das Ranking ein. Die Zugkapazität wird mit 15 Prozent gewertet und die Sauberkeit mit zehn Prozent.
Siegerpodest im zweiten Halbjahr 2023
Wie bisher schneiden die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) im Netz Klettgau zwischen Erzingen und Schaffhausen am besten ab (90,3 von 100 Punkten), gefolgt von der Schwäbischen Albbahn (SAB, 88,4 Punkte), die die Albbahn mit den Linien Amstetten–Gerstetten und Ulm–Gammertingen betreibt. Ebenfalls von der SBB betrieben, landet der Rhyhas zwischen Schaffhausen und Singen auf Platz drei (83,7 Punkte).
Jedoch schaffen im aktuellen Ranking nur noch zwölf von 32 bewerteten Verkehrsnetzen mehr als 50 Bewertungspunkte. Das schlechteste Netz, die von DB Regio betriebene Regionalbahn zwischen Basel und Lauchringen, schafft es auf gerade einmal 2,5 Punkte. Und auch der Einbruch der Zuverlässigkeit im Erms- und Ammertal fällt negativ auf, sodass das Netz „Erms- und Ammertalbahn“ von Platz zwölf auf den 23. Platz rutscht. Dagegen hat DB Regio auf der Schwarzwaldbahn im Vergleich zum ersten Halbjahr 2023 die meisten Punkte gut gemacht und konnte sich von Platz 31 auf den 18. Rang verbessern.
Schlechtere Performance im Mittelfeld und auf den hinteren Plätzen
Das durchschnittliche Ergebnis hat sich im Vergleich zum vorangegangenen Halbjahr um 6,63 Wertungspunkte verschlechtert. Davon entfällt ein Minus von 3,19 Wertungspunkten auf die Pünktlichkeit. Gründe dafür sind das stark erhöhte Baustellenvolumen, die oft mangelhafte Kommunikation der Baustellen seitens des Infrastrukturbetreibers DB InfraGO und die schlechtere Pünktlichkeit des Fernverkehrs, der Vorrang vor dem Nahverkehr hat und somit seine Verspätungen auf den Regional- und Nahverkehr überträgt. Die Zuverlässigkeit sank um durchschnittlich 1,61 Wertungspunkte. Die Ursache dafür sind die Probleme bei der Instandhaltung und -setzung der Fahrzeuge sowie der Personalmangel. Die übrigen Werte sind nur leicht rückläufig.
Verbesserung notwendig
Minister Hermann betonte: „Die Bahnbranche steht durch steigende Nachfrage, Fachkräftemangel, Netzzustand und Finanzknappheit vor Herausforderungen. Vor allem sollten die Bauarbeiten nicht wie bisher mit dem Ziel „Operation gelungen – Patient tot“ fortgeführt werden. Fahrgäste dürfen auch nicht in die beklemmende Lage kommen, dass Toiletten im Zug nicht funktionieren, weil die Wasserversorgungsanlagen der DB jahrzehntealt und regelmäßig defekt sind. Auch zu diesem Thema habe ich den verantwortlichen Vorstand im DB-Konzern nach Stuttgart gebeten, um vor allem für Fahrgäste wieder tragbare Zustände herzustellen. Wir brauchen einen gut funktionierenden und attraktiven regionalen Bahnverkehr für die aus Klimaschutzgründen notwendige Verkehrswende.“
Begleitend gibt es einen Aktionsplan Qualität, der die Situation der Fahrgäste grundlegend verbessern soll. Über das Fachkräftebündnis unterstützt das Land die Branche, um mehr Arbeitskräfte für eine Tätigkeit im ÖPNV-System zu gewinnen.