Ein kleines blondes Mädchen sitzt im Bus. Sie berührt mit der Fingerspitze die Scheibe des seitlichen Fensters.
Foto: miljko/Getty Images

Klimaschutz durch mehr ÖPNV

ÖPNV-Strategie 2030

Mit der ÖPNV-Strategie 2030 hat die grün-schwarze Landesregierung im Mai 2022 den Fahrplan für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs beschlossen.

Die Regierungsparteien Bündnis 90/die Grünen und CDU haben die Verkehrswende in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, um die Mobilität der Bürgerinnen und Bürger zu verbessern und die Klimaschutzziele des Landes Baden-Württemberg zu erreichen. Bis 2030 will die Landesregierung den CO2-Ausstoß des Verkehrssektors um 55 Prozent reduzieren (Bezugsjahr 1990). 2040 will das Land klimaneutral sein.

Ein leistungsstarker und attraktiver ÖPNV bildet das Herzstück einer erfolgreichen Verkehrswende. Die Landesregierung hat sich daher das ehrgeizige Ziel gesetzt, die Nachfrage im öffentlichen Nahverkehr bis 2030 im Vergleich zu 2010 zu verdoppeln. Dass dieses Ziel mit einem gemeinsamen Kraftakt aller Akteure erreicht werden kann, zeigt die 2020 durch das Ministerium für Verkehr vorgestellte Studie ÖPNV-Report Baden-Württemberg. Die Studie bildet eine der Grundlagen der ÖPNV-Strategie 2030 (Broschüre im PDF-Format) für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs.

Fünf Schwerpunktthemen der ÖPNV-Strategie 2030

Einstieg in die thematische Bündelung und Priorisierung von Maßnahmen bieten die fünf Schwerpunktthemen der ÖPNV-Strategie 2030:

Ein zentraler Hebel für einen starken ÖPNV besteht in einem deutlich dichteren Fahrplanangebot. Das zeigen Vergleiche mit vorbildlichen Regionen in der Schweiz oder in Vorarlberg eindrucksvoll – sowohl in städtischen als auch in ländlichen Räumen. Mit einem durchgehend dichten Fahrplanangebot – auch in den Randzeiten und am Wochenende – soll der ÖPNV eine echte Alternative zum Pkw darstellen. Dafür sollen auch flexible Bedienformen zu Zeiten und in Räumen mit schwacher Nachfrage eine wichtige ergänzende Rolle spielen. Deswegen ist die Mobilitätsgarantie in der ÖPNV-Strategie verankert: Alle Ortschaften sollen von 5 bis 24 Uhr mindestens alle 15 Minuten in städtischen und alle 30 Minuten in ländlichen Räumen mit dem ÖPNV angebunden sein. Von diesem dichteren ÖPNV-Angebot profitieren die Bewohnerinnen und Bewohner in der Stadt wie auf dem Land, denn sie können dann sicher sein, dass sie mit Bus und Bahn verlässlich angebunden sind.

Ein weiterer Schlüssel für einen attraktiven ÖPNV ist die Zuverlässigkeit des Gesamtsystems ÖPNV: Die Fahrgäste sollen sich darauf verlassen können, dass sie pünktlich und wie geplant am Zielort ankommen und auch Umsteigeverbindungen sicher funktionieren. Vor Abreise und während der Fahrt Echtzeitinformationen abzurufen, soll dabei für Verkehrsbetreiber wie auch für Reisende eine Selbstverständlichkeit sein. Das soll erreicht werden durch den weiteren Ausbau und die Modernisierung der Infrastruktur (v. a. der Schiene), die stärkere digitale Vernetzung und Einbindung der Nutzerinnen und Nutzer.

Die Reisezeit ist ein entscheidender Faktor bei der Wahl des jeweiligen Verkehrsmittels. Die Verkürzung der Reisezeiten im ÖPNV ist daher ein weiteres Schwerpunktthema der ÖPNV-Strategie. Von einem gut ausgebauten ÖPNV-Gesamtsystem profitieren alle Fahrgäste dann am meisten, wenn eine hohe Taktdichte und ein pünktliches Ankommen und Abfahren an den Haltestellen gewährleistet ist. Gerade in Städten gibt es hier aber noch deutliches Verbesserungspotenzial: Hier teilen sich Autos, Fahrräder, Busse und Straßenbahnen oft als Konkurrenten den knappen öffentlichen Raum.

Damit der ÖPNV künftig auch hier schneller ans Ziel kommt, braucht es zum Beispiel spezielle Ampelschaltungen, die Busse und Bahnen schneller ab- oder durchfahren lassen, aber auch eine Neuaufteilung des Straßenraums, um eigene Bus- oder Umweltspuren sowie Straßenbahntrassen zu ermöglichen.

Einfach einsteigen und losfahren – das wollen die ÖPNV-Kundinnen und Kunden. Künftig sollten sie sich daher vor Fahrtantritt nicht mehr mit komplexen Tarifsystemen, Bezahlungsoptionen und Ticketsortimenten auseinandersetzen müssen. Vielmehr werden attraktive Abos oder flexible digitale Tarifoptionen die Nutzung des ÖPNV auch für Gelegenheitsfahrende spürbar erleichtern und damit die Zugangsschwelle zu Bussen und Bahnen reduzieren. Das Preis-Leistungs-Verhältnis soll dabei gegenüber heute noch einmal verbessert werden, vorrangig durch den deutlichen Ausbau des Angebots und Beibehaltung eines attraktiven Preisniveaus.

Damit für den Klimaschutz eine nachhaltige Veränderung des Mobilitätsverhaltens erreicht werden kann, ist die Entwicklung einer positiven ÖPNV-Kultur in Baden-Württemberg ein weiteres Schwerpunktthema. Gerade der Imageverlust des ÖPNV während der Corona-Pandemie erfordert eine deutliche Intensivierung einer professionellen Kommunikation und eines emotionalen Marketings für eine positive ÖPNV-Kultur. Die Kundinnen und Kunden sollen bei der Nutzung von Bus und Bahn Komfort und eine hohe Qualität im wahrsten Sinne des Wortes „er-fahren“ können, sei es durch moderne barrierefreie Fahrzeuge, ansprechende Stationen und Haltestellen oder einen hohen Sicherheitsstandard. So bildet der ÖPNV das Herzstück unseres Mobilseins in Baden-Württemberg, mit dem sich die Menschen identifizieren können.

Diese thematische Bündelung lässt die individuelle Zusammenstellung von Maßnahmen und deren Priorisierung bezüglich der Umsetzung zu, womit auf die vor-Ort Begebenheiten im ÖPNV passgenau eingegangen werden kann. Den jeweils zuständigen Akteuren, also dem Land, den Aufgabenträgern, Kommunen, Verkehrsverbünden, Verkehrsunternehmen sowie weiteren Akteuren soll die Priorisierung der jeweils erforderlichen Maßnahmenbündel bei der Umsetzung der ÖPNV-Strategie vor Ort erleichtert werden. Auch soll mit einer Fokussierung auf diese zentralen Themen der ÖPNV deutlich besser ausgebaut und für die Menschen in Baden-Württemberg eine attraktive Alternative zum Autofahren zu bieten.

Die Handlungsfelder

Insgesamt benennt die ÖPNV-Strategie in 10 relevanten Handlungsfeldern über 130 konkreten Maßnahmen, inklusive der Nennung von Hauptverantwortlichkeiten und anzustrebenden Zieljahren. Folgende Handlungsfelder sind in der ÖPNV-Strategie 2030 adressiert:

Der Mobilitätspass – ein einzigartiges Finanzierungsinstrument

Mit dem Mobilitätspass will das Land Baden-Württemberg seinen Kommunen die Möglichkeit eröffnen, ihren Bürgerinnen und Bürgern finanzielle Anreize für den Umstieg vom Auto auf Busse und Bahnen zu setzen. Gleichzeitig können die Kommunen mit dem Mobilitätspass zusätzliche Einnahmen für den Ausbau des ÖPNV generieren und dafür in gleicher Höhe persönliche ÖPNV-Guthaben für den Kauf von ÖPNV-Zeitkarten gewähren. Derzeit läuft ein großer Modellversuch, in dem mehrere Kommen und Regionen vier verschiedene Varianten eines Mobilitätspasses erproben:

  • Eine Gebühr, die alle Bürgerinnen und Bürger zahlen müssen und für die sie im Gegenzug ein Bürgerticket für Busse und Bahnen bekommen.
  • Eine Straßennutzungsgebühr für Autofahrerinnen und -fahrer, die in ein ÖPNV-Guthaben in gleicher Höhe umgewandelt wird, von dem sie Zeitkarten für Busse und Bahnen kaufen können.
  • Eine Nahverkehrsabgabe für Kfz-Haltende, die in ein ÖPNV-Guthaben in gleicher Höhe umgewandelt wird, von dem sie Zeitkarten für Busse und Bahnen kaufen können.
  • Eine Variante, in der Arbeitgeber die Gebühr für ihre Angestellten zahlen.

Mehr zum Mobilitätspass lesen Sie hier.

Hochrangig besetztes Gremium begleitet die Umsetzung

Am 26.01.2023 konstituierte sich unter Teilnahme des Ministers für Verkehr, Winfried Hermann MdL, das Begleitgremium zur Umsetzung der ÖPNV-Strategie 2030. Die Liste der Mitglieder des Begleitgremiums zur Umsetzung der ÖPNV-Strategie 2030 finden Sie hier.

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